Bad Honnef, 05. Dezember 2014 – Es ist gute Sitte in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), über ein Jahr vor Ende der Amtszeit des amtierenden Präsidenten einen Nachfolger respektive eine Nachfolgerin zu wählen, um sie als Designierte in die komplexe und verantwortungsvolle Arbeit einzuarbeiten und für Kontinuität in der DPG zu sorgen. Einstimmig wählte der Vorstandsrat der DPG nun den derzeitigen CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer als künftigen Präsidenten der mit über 62.000 Mitgliedern größten physikalischen Fachgesellschaft der Welt.
Die Wahl eines neuen Präsidenten erfolgt in einem zweijährigen Turnus abwechselnd mit Kandidaten aus dem Kreis der Hochschullehrer, der Industrie und der außeruniversitären Forschungsinstitute. Am 1. April 2016 wird Heuer das Amt des amtierenden Präsidenten Edward G. Krubasik übernehmen, der laut Satzung nicht wiedergewählt werden kann. Wie seine Vorgängerin, Johanna Stachel, übernimmt Krubasik dann für zwei Jahre das Amt des Vizepräsidenten.
Rolf-Dieter Heuer (Jahrgang 1948) ist seit Januar 2009 Generaldirektor des Europäischen Teilchenbeschleunigerzentrums CERN bei Genf. Seine Amtszeit endet dort im Dezember 2015. Auch er hat mit der italienischen Physikerin Fabiola Gianotti bereits eine Nachfolgerin.
Heuer studierte Physik an der Universität Stuttgart und promovierte im Jahr 1977 in Heidelberg. Zwischen 1977 und 1983 experimentierte Heuer an den Speicherringen DORIS und PETRA am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit waren die Untersuchung von Elementarteilchen und ihrer Eigenschaften sowie die Planung und Entwicklung von Nachweisgeräten für die Elementarteilchenphysik.
Im Jahr 1984 wechselte Heuer von Heidelberg zum Europäischen Teilchenbeschleunigerzentrum CERN, wo er für OPAL arbeitete – das war eines der vier großen Experimente am Large Electron-Positron Collider (LEP). Dort koordinierte Heuer die Konstruktion der zentralen Spurkammer des Experiments und verantwortete später die Datennahme und -analyse. Von 1994 bis 1998 war er Leiter der OPAL-Kollaboration mit weit über 300 beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Im Jahr 1998 folgte Heuer dem Ruf auf eine C4-Professur an die Universität Hamburg. Hier konzentrierte er sich auf die vorbereitenden Arbeiten für Experimente an künftigen Elektron-Positron-Collidern und baute bei DESY eine der weltweit führenden Gruppen auf diesem Gebiet auf.
Von Dezember 2004 bis Dezember 2008 war Heuer Forschungsdirektor für die Teilchen- und Astroteilchenphysik bei DESY. Er trug entscheidend dazu bei, die Rolle des Hamburger Beschleunigerzentrums als das zentrale Labor der Teilchenphysik in Deutschland zu festigen und stärkte die Zusammenarbeit mit Universitäten und mit CERN. Er war federführend beteiligt an einer Restrukturierung und Fokussierung der Teilchenphysikforschung bei höchsten Energien in Deutschland, mit besonderer Betonung auf den Large Hadron Collider (LHC), der 2009 am CERN in Betrieb gegangen ist.