Julia, was hat Sie dazu gebracht, ein Praktikum am Max-Planck-Institut für Physik zu machen?
Ich will Physik studieren, aber mir ist bewusst, dass die Physik-Schulkenntnisse nicht dem entsprechen, was mich an der Uni erwartet. Ein Bekannter machte mich auf die Praktikumsmöglichkeiten am MPP aufmerksam. Nach meiner Bewerbung kam auch schon bald eine Zusage für ein sechswöchiges Praktikum in der MAGIC-Gruppe. MAGIC ist ein Projekt, das mithilfe von riesigen Teleskopen das Gammaspektrum im Universum beobachtet.
Wie gut kommen Sie mit dem Forschungsthema zurecht?
Der Einstieg war etwas schwer, da das Projekt sehr komplex ist und wenig mit meinen Schulkenntnissen zu tun hat. Das hat mich aber eher motiviert: Ich wollte die Ideen, die Forschungsansätze und Konzepte genau verstehen, um meinen eigenen Platz in der Gruppe finden zu können. Daher ging ich zunächst durch die Büros und Labore und ließ mir von den Forscherinnen und Forschern erklären, was sie machen und wie sie vorgehen. Schon bald konnte ich mir ein Bild machen, wie das Projekt funktioniert und wie internationale Gruppen zusammenarbeiten.
Woran arbeiten Sie aktuell?
Mittlerweile leiste ich meinen eigenen kleinen Anteil für die Weiterentwicklung der MAGIC-Teleskope. Die Teleskope fangen Tscherenkow-Strahlung auf. Das ist ein blaues Licht, das entsteht, nachdem energiereiche Gammastrahlung auf die Erdatmosphäre trifft. Diese Lichtblitze sind extrem kurz und schwach. Sie werden mit Spiegeln aufgefangen, gebündelt und dann von einer Kamera „fotografiert“. Mithilfe dieser Messungen lassen sich verschiedenste Vorgänge im Universum nachverfolgen, zum Beispiel Gammablitze oder Novae. Hier spielt nun auch meine Aufgabe eine Rolle: Ich vermesse neue Photomultiplier Tubes (PMTs) einer Firma aus Japan. Das sind im Prinzip einzelne Fotozellen der Kamera, die das schwache Tscherenkow-Licht verstärken. Die neuen PMT sollen eine deutlich höhere Quantenausbeute erzielen, oder anders gesagt: Sie haben das Potential spezielle Messungen zu verbessern, da sie lichtempfindlicher sind.
Und wie sehen diese Tests aus?
In einem Labor messen wir die PMTs in speziell angefertigten Boxen. Dabei setzen wir sie Licht mit verschiedenen Wellenlängen aus. Der Versuch hat sich als komplexer herausgestellt als gedacht und läuft schon mehrere Wochen, weil es immer wieder Probleme gibt. Anfangs hat mich das gestört, weil es unsere Messungen aufgehalten hat. Doch mittlerweile weiß ich sie zu schätzen, da ich jedes Mal etwas Neues dazu lerne. Manchmal ist es ein Widerstand oder ein simpler Fehler im Programm oder eine Deuterium-Lampe, die nicht richtig funktioniert. Das Team am MPP ist auch sehr offen, wenn ich Fragen habe, mal etwas nicht verstehe oder bei einem Gedankengang nicht mitkomme. Sie erklären mir die Dinge einfach und mit alltagsnahen Vergleichen, sodass ich sie leicht nachvollziehen kann. Dann kann ich mitreden und meine eigenen Ideen und Vorschläge einbringen und mit ihnen gemeinsam an den Problemen tüfteln.
Was gefällt Ihnen besonders?
Innerhalb von wenigen Tagen habe ich dank zweier meiner Teamkolleg*innen das Programmieren in Python erlernt. Mittlerweile arbeite ich selbständig damit und nutze das Programm für meine Labormessungen der PMTs. Ich spreche täglich in verschiedenen Sprachen, da mein Team aus der ganzen Welt kommt. Das Praktikum hat sich als deutlich vielseitiger herausgestellt als ich je erwartet hätte: sei es das vertiefte Arbeiten in der Physik, Vorträge über einzelne Themen oder ein Schnuppertag im PR-Team – ich hab jedes Mal was Neues dazu gelernt.