Der Torus ist ein geometrisches Hilfsobjekt zur Berechnung der Wechselwirkung von Gravitonen. Schneidet man den Torus in zwei Hälften, entstehen zwei Zylinder, die die jeweiligen Wechselwirkungen zweier Eichtheorien darstellen (Illustration: S. Stieberger/MPP)

Der Torus ist ein geometrisches Hilfsobjekt zur Berechnung der Wechselwirkung von Gravitonen. Schneidet man den Torus in zwei Hälften, entstehen zwei Zylinder, die die jeweiligen Wechselwirkungen zweier Eichtheorien darstellen (Illustration: S. Stieberger/MPP)

Stringtheorie: Gravitation und Standardmodell rücken zusammen

Das Thema gilt als DAS klassische Dilemma in der Physik: Die Unvereinbarkeit der Quantenwelt - die Beschreibung der kleinsten Materiebausteine - mit der Raumzeit im Universum, die sich im Regime der Gravitation befindet. Mit der Stringtheorie hat die Physik ein mathematisches Fundament gelegt, das beide Konzepte miteinander vereint. Die Berechnungen und Modelle dieser Theorie werden beständig weiterentwickelt. Stephan Stieberger, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Physik (MPP), stellt in einer in Physical Review Letters veröffentlichten Arbeit zukunftsweisende Ergebnisse vor.

Die Elementarteilchen, die kleinsten Bausteine der Materie, werden im Standardmodell der Teilchenphysik beschrieben. Die „Kommunikation“ zwischen diesen Teilchen wird mithilfe der Eichtheorien beschrieben. Protonen zum Beispiel setzen sich aus elementaren Quarks zusammen. Diese wechselwirken über die starke Kraft. Das zugehörige Austauschteilchen oder Eichboson ist das Gluon. Weitere im Standardmodell definierten Wechselwirkungen und ihre Bosonen sind: die elektromagnetische Kraft (Photon) und die schwache Kraft (W- und Z-Boson).

Die Gravitation und sein – hypothetisches  –  Austauschteilchen, das Graviton, lassen sich nicht über das Regelwerk des Standardmodells darstellen. Einfache Berechnungen legen aber die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Wechselwirkungen der Gravitation und der Eichtheorie.

In seinen Berechnungen hat der theoretische Physiker Stephan Stieberger diese Vermutung mit Hilfe der Stringtheorie verallgemeinert und bewiesen. Damit hat er erstmals bestätigt, dass sich die Wechselwirkung der Gravitation mathematisch mit den Wechselwirkungen zweier universeller Eichtheorien aus dem Standardmodell verknüpfen lässt.

„Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage zum Verständnis der Korrespondenz zwischen Eich- und Gravitationstheorien“, sagt Stephan Stieberger. „Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit, eine Vielzahl von Beziehungen zwischen Parametern unterschiedlicher Theorien zu untersuchen. Wir dürfen also auf neue Erkenntnisse hoffen, mit denen Quantenmechanik und die Gravitation näher zusammenrücken.“