Namhafte Wissenschaflter haben während eines Symposiums einen Rückblick auf die historischen Entwicklungen in der Teilchenphysik gegeben – und diskutierten aktuelle, spannende Forschungsfragen in diesem Themenfeld. Während des Festaktes am 12. Oktober 2017 sprachen die bayerische Staatsministerin Ilse Aigner (CSU), die Münchner Stadträtin Kristina Frank und der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Martin Stratmann. Den Festvortrag hielt Siegfried Bethke, Direktor am Max-Planck-Institut für Physik. Ein Abendprogramm mit Physik-Kabarett rundete die Feierlichkeiten ab.
Der aktuelle Forschungsschwerpunkt des Max-Planck-Institut für Physik ist die theoretische und experimentelle (Astro-)Teilchenphysik. Dabei befassen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Ursprung und den Wechselwirkungen von elementaren Teilchen und Kräften – und deren Bedeutung für die Entwicklung des Universums.
Dabei gibt es immer wieder neue Herausforderungen zu überwinden: So sind sie maßgeblich an großen Detektor-Projekten beteiligt – wie zum Beispiel dem Atlas-Detektor am CERN oder auch dem CRESST-Experiment in Italien, in dem Forscher nach „WIMPs“ suchen, aus denen vielleicht die Dunkle Materie besteht. "Ich habe mir beide Forschungseinrichtungen angesehen, war beeindruckt von der Größe der Apparaturen", sagte Max-Planck-Präsident Martin Stratmann in seiner Ansprache. Noch mehr beeindruckten ihn jedoch der "unbändige Wille der vielen jungen Forscher, sich auf die Suche nach dem Unbekannten zu machen."
Geschichtlicher Hintergrund
Vor 100 Jahren gründete die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vorgängerin der heutigen Max-Planck-Gesellschaft, ein neues Physik-Institut. Erster Direktor des damaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik war Albert Einstein, seine Privatwohnung in Berlin die erste Adresse des neu gegründeten Instituts.
Einstein und sein Mentor Max Planck hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Quanten- und Relativitätstheorie eine neue Epoche der Physik eingeleitet. Dafür erhielten Planck 1918 und Einstein 1921 den Physik-Nobelpreis. 1922 wurde Max von Laue, ebenfalls Physik-Nobelpreisträger (1914), Vizedirektor des Instituts.
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernommen hatten, emigrierte Einstein noch im selben Jahr in die USA. Der holländische Physiker und Chemie-Nobelpreisträger von 1936, Peter Debye, leitete nach dem Weggang Einsteins das Institut. Im Jahr 1938 bezog das Institut ein von der Rockefeller Foundation finanziertes Forschungsgebäude in Berlin-Dahlem. Zu den Forschungsgebieten des damaligen Instituts zählten neben Quantenphysik und Relativitätstheorie auch die Kern-, Tieftemperatur- und Hochspannungsphysik.
Kurz nach Kriegsbeginn im Jahr 1939 wurde das Institut dem Heereswaffenamt unterstellt. Zusammen mit anderen Physikern, darunter Otto Hahn und Carl Friedrich von Weizsäcker, wurde Werner Heisenberg, damals Wissenschaftler am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik, in das dort initiierte Uranprogramm berufen – mit dem Ziel sowohl zivile als auch militärische Einsatzmöglichkeiten der Kernspaltung zu erforschen.
Als der Versuch, Uran 235 anzureichern – Voraussetzung für den Bau einer Atombombe – letztlich gescheitert war, ging das Institut 1942 wieder in zivile Nutzung über. Als Direktor wurde Werner Heisenberg berufen.
Nach dem Ende des Dritten Reichs fand das frühere KWI als „Max-Planck-Institut für Physik“ seinen neuen Standort in Göttingen. Unter Direktor Werner Heisenberg zog das Institut 1958 nach München in sein heutiges Gebäude, das nach dem Entwurf des bekannten Architekten Sep Ruf errichtet wurde.
In den Folgejahren gingen aus diesem Max-Planck-Institut verschiedene Tochtereinrichtungen hervor. 1960 entstand das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik. Das Teilinstitut für extraterrestrische Physik wurde 1963 gegründet, die astrophysikalische Abteilung zog 1979 nach Garching. Seit 1991 sind die beiden ehemaligen Teilinstitute eigenständige Max-Planck-Institute für Astrophysik bzw. extraterrestrische Physik.