Das LST-4 ist eines der drei Teleskope, die derzeit am Observatorium Roque de los Muchachos, La Palma, entstehen (Foto: Alice Donini)

Das LST-4 ist eines der drei Teleskope, die derzeit am Observatorium Roque de los Muchachos, La Palma, entstehen (Foto: Alice Donini)

Im Bau: Neue Cherenkov-Teleskope auf La Palma

Das LST-1 bekommt Gesellschaft. Der Prototyp des Large-Sized Telescope (LST) war bisher der alleinige Vertreter dieses Teleskop-Typs am Roque de los Muchachos-Observatorium auf La Palma. 2023 begann der Bau der drei verbleibenden LST-2, LST-3 und LST-4. Bauherr ist der LST-Verbund innerhalb des CTA-Observatoriums, an dem das Max-Planck-Institut für Physik (MPP) maßgeblich beteiligt ist. Am 3. Mai erreichte das Projekt einen wichtigen Meilenstein: Der Spiegelträger des LST-4 wurde erfolgreich auf dem Teleskopsockel platziert.

Bei diesem komplizierten Vorgang wurde der 18-Tonnen schwere Spiegelträger zunächst auf eine Höhe von 18 Metern über dem Boden gehievt. Ein 200-Tonnen Kran brachte ihn dann sicher in die richtige Position. Dank des perfekten Wetters und der Erfahrung der beteiligten Firmen lief alles reibungslos, innerhalb weniger Stunden waren die Arbeiten abgeschlossen.

Das elegante mechanische Design des Teleskops ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen MPP, LAPP Annecy, IFAE Barcelona und mehreren Industriepartnern. Die Bauausführung der Installationsauftrag liegen federführend beim IAC, dem Betreiber des Observatoriums Roque de los Muchachos auf La Palma.

Parallel zum LST-4 treibt das Konsortium auch den Bau von LST-2 und LST-3 sowie von LST-4 voran. Der Bau und die Montage der kommenden LSTs liegen im Zeitplan und werden voraussichtlich Anfang 2026 abgeschlossen. Das LST-1 wurde 2018 eingeweiht, hat seine Inbetriebnahme abgeschlossen und zeitigt bereits wissenschaftliche Ergebnisse.

Leicht manövrierbare Schwergewichte

Der Spiegeldurchmesser der Teleskope liegt bei beeindruckenden 23 Metern, die reflektierende Oberfläche beträgt 400 Quadratmeter. Die Teleskope messen Licht, das Objekte wie Supernovae oder Schwarze Löcher als Gammastrahlung aussenden. Die Strahlung wird von der Erdatmosphäre absorbiert und erreicht die Erdoberfläche als so genanntes Cherenkov-Licht. Die Spiegel sammeln und fokussieren das Licht auf die Kamera, wo es hochmoderne Photomultiplier-Röhren in elektrische Signale umwandeln. Dank der großen Spiegelfläche können die LSTs auch Licht niedriger Energien messen und verarbeiten.

Trotz ihrer Statur – die Teleskope sind 45 Meter hoch und wiegen etwa 110 Tonnen – lassen sich die LST einfach manövrieren. Im Februar 2024 durchgeführte Tests am LST-1 zeigen, dass sich das Instrument in weniger als 20 Sekunden an jeden beliebigen Himmelspunkt ausrichten lässt. Damit sind die LST ideal für Messungen von nur vorübergehend auftretenden (transienten) Gammastrahlensignalen im niederenergetischen Bereich geeignet.

Parallel zum Observatorium auf der Kanareninsel La Palma setzt das CTAO die Arbeiten an seinem Standort auf der Südhalbkugel in Paranal, Chile fort. Dort werden zwei weitere LSTs errichtet, die über den italienischen Wiederaufbaufonds finanziert werden.